Nachtschatten

Wenn man nicht einschlafen konnte als Kind, starrte man Ewigkeiten den vorüberziehenden Schattenwelten hinterher. Die Formationen, die durch die Scheinwerfer vorbeifahrender, ein- oder ausparkender Autos an Wände und Decke gespien wurden, waren vertraut und beruhigend, aber auch spannend wie die Gesichter in der Tapete.

Mörderisch

Das ist mal eine klare Ansage an die kleinsten unter uns.

Bürstenrein

Der Himmel müsste mal wieder gereinigt werden. Da ist wohl irgendwo was ausgelaufen. Grau und schmutzig. Man sieht gar nichts mehr. Weder Wolken noch Schäfer.

Teelicht

Bei Temperaturen unter null Grad muss man sich langsam was einfallen lassen. Tee und Kerzenschein sind eine wahrlich brauchbare Lösung.

Herbstlicht_18

Das Innenlicht spielt mit zunehmender Kürze der Tage eine raumgreifende Rolle. Zufällig bin ich bei einem Besuch in einer Weimarer Wohnung auf die obere Lampe "Norm 69" gestoßen. Das ist die Kultlampe! Hab ich mir sagen lassen. 1969 von einer Frau entworfen, besteht sie aus 69 Nylonsegmenten. Ein Drinnbleiberlicht!

Erinnert hat mich die Norm 69 an was ganz Neuartiges. Diese Lampenblüte ist per Hightech-Verfahren (rapidtec) aus Kunststoff lasergesintert.

Hammerkopf

Ulkigerweise wissen Leute, warum der Hammerkopf vom Stiel fällt, obwohl sie Politik, Geschichte oder Musikwissenschaft oder Kunst studieren. Man ist diesen Menschen mit der Lernerei also solang auf den Keks gegangen, bis sie das eine oder andere auf lange Sicht besser wissen, als man selbst. So ist es auch mit der Hammerkopfgeschichte, die mir andernfalls wahrscheinlich nicht im Gedächtnis geblieben wäre.

Nun denke ich immer, wenn ich einen einsamen Hammerkopf finde an Ev.

Der auf dem Foto ist natürlich abgebrochen, aber der Hammerkopf kann auch abfallen, wenn das Stielholz nass geworden ist. Das nasse Holz dehnt sich aus. Dort wo es im Hammerkopf sitzt, wird es gequetscht. Trocknet das Holz dann wieder aus, nimmt das gequetschte Holz weniger Raum ein als vorher. Der Stiel sitzt nicht mehr fest im Loch.

Neugier_20.10.07

Neugierig, fichelant und frech wie Oscar. Ganze Heerscharen von diesen Buschelmonstern flitzen einem in Brandenburg über den Weg. Sie sind die wahren Herrscher der Kleingartenanlage Dolgenbrodt.

Herbstlicht_17

Die Sonne scheint auf einem anderen Planeten zu Besuch zu sein. Ich sehe es durch die Wolkenlücken, dass sie nicht da ist. Ich beantrage eine Untersuchung!

Herbstlicht_16

Auf Wunsch endlich das Rot der Saison. Hier besonders reizvoll auf heimischem Travertin

Vatican Village

Letzte Woche besuchte ich, dank des touritstisch angefeuerten Unternehmungsgeistes von Dienstreisenden, die Geburtsstätte des Papstes. Niemand hätte ahnen können, dass sie, seit wir Papst sind, ein von Skurrilitäten vollgepfropftes hinterwäldlerisches Kaff ist, in dem ich mich totfotografieren würde.

Die Bäcker, von denen es vielleicht drei oder mehr gab, hatten einiges zu bieten. Alles was vorher Teig war, war nun in der Vatikansonderausführung zu haben. Der Fleischer hatte dem seit geraumer Zeit nichts entgegenzusetzen.

Das Geburtshaus war leider eingewickelt. Sanierungsmaßnahmen. Deshalb gab es einigen Andrang vor einer güldenen Schriftrolle, die wohl das meist abgelichtetste Objekt im gesamten süddeutschen Raum sein dürfte.

Herbstlicht_15

Ich denke, die Sonne mag ihren niedrigen Stand um diese Jahreszeit. Das verschafft ihr die Möglichkeit, überall hinein und hindurch zu luken.

Zwiebelmarkt_Revue

Ich muss feststellen, dass ich keine einzige Zwiebel ins Auge gefasst habe. (Der Unterhaltungswert von Nebensächlichkeiten ist faszinierend hoch. Darüber ließe sich die Hauptsache leicht vergessen.)

(Die Bilder 1, 3 und 4 sind von R. M. VDd)

Zerplatzen

Manchmal könnte man einfach zerplatzen. Vor Neugier oder vor auf dem Herzen liegendem Kram oder Gram oder Wut oder Ungeduld. Da bleibt die Frage, warum das nicht öfter vorkommt.

Herbstlicht_14

Ein Rabe hat das Sonnenlicht gestohlen und auf die Erde gebracht.

(aus "Der Schwarm" von Schätzing)

Auf Schritt und Tritt

Es ist ein beruhigender Gedanke, dass es immer da ist. In gewisser Weise passt es auf, dass nichts aus dem Ruder läuft. Einer nordgermanischen Sage zufolge folgt einem sein Fylgien -sein Seelenwesen auf Schritt und Tritt. Ich denke, es ist angefüllt mit unseren Erfahrungen und Begegnungen, die uns immer ein bißchen schlauer machen und so für unsere Sicherheit sorgen.

(Herbstlicht_13)

Zum Auftakt des 354. Zwiebelmarkts in Weimar gibts die Herbstfarben aus einer anderen Perspektive.

Dann auf ins Getümmel, es gibt ordentlich was auf die Ohren!

abgehängt

Sie war nun schon seit Stunden hinter mir her. Zwischenzeitlich hatte ich sie einigermaßen abgehängt. Doch nun holte die Waldspinnenhexe auf und mich verließ die Kraft.

Ich überlegte ernsthaft, fünf grade sein zu lassen und ein kleines Nickerchen zu machen.

Frei nach Walter Moers' Käpt'n Blaubär. (Bilder 1, 3 und 4 sind von C.-K.)

Sonntagszelebrationen

Sonntags - das muss nicht immer am Sonntag sein. Das kann auch übrige Zeit sein. (übrige Zeit klingt nach Leichtigkeit. So soll es auch sein, obwohl es meistens Anstrengung, Planung und Mut bedarf, sich eine übrige Zeit zu verschaffen).

Ein Muss für einen Herbstsonntag ist es, Enten zu füttern. Die auf dem Foto sind das schon gewöhnt und kamen mir deshalb so nah vor die Linse.

Etwas besonderes ist das Sonntags-frühstück. Sowas ist nicht mal schnell gemacht. Da muss man raus, muss einen Bäcker finden, Gähngeister abwimmeln und Draußenbleiber fotografieren (Danke Cato).

Ungeschenkt

Da hängt etwas am unteren Treppenabsatz der Sternbrücke. Nicht der Inhalt weckt die Neugier sondern der Zweck, die Geschichte. Vielleicht ist der Andere nicht gekommen und man selbst weiß nichts mehr damit anzufangen. Geschenke an Brückengeländer zu hängen, die keinen Abnehmer finden, ist keine schlechte Idee. Besser als sie in Kisten ganz weit oben im Schrank zu verstecken.

Herbstlicht_12

Manchmal fällt es schwer, noch etwas davon zu finden. Von diesem Leuchten, das mehr als nur ein Glimmen ist.

Herbstlicht_11

Das Abendblau rutscht in den Nachmittag.

Herbstlicht_10

Beim Vorbeihuschen aus den Augenwinkeln bemerkt. Diese elfenschimmernden Tautränen. Konnte es nicht vergessen. Bin zurückgekehrt und habs eingefangen.

Herbstlicht_09

Nun ist es soweit. Oktober. Die Schallmauer jeglicher Luftfeuchtigkeitsmessung ist überschritten. Man watet durch Tau, alle Farben sind nur noch diffus, dazu das typische Geräusch des Stadtverkehrs auf regennassen Straßen.

Das Foto verdanke ich Cato, die es nach dem Besuch des neugeborenen Benjamins geschossen hat.

Kalter Hund

Manchmal gabs das, als man noch ein Kind war. Kalter Hund. Der krümelte wie verrückt. Besser noch als der Kuchen an sich war es, die Schüssel auszukratzen. Es gab kaum tröstlicheres, wenn man nicht Geburtstag hatte, sich die Knie aufgeschlagen hatte oder der Hamster gestorben war.

Sputniks Geburtstag

[50th Anniversary of Sputnik at Astronomy Picture of the Day]

Der Sputnik weckt ulkigerweise Sympathiegefühle, obwohl er der erste war. Normalerweise geht ja sowas immer mit einem mißgönnenenden, kritischen Blick einher. Aber nee, hier nicht. Der Sputnik ist so gut wie personifiziert. Einer ders geschafft hat. Vielleicht stört es nicht, dass es andere waren, die ihn hochgeschossen haben. Vielleicht sind es in diesem Fall mal nicht "die anderen", sondern wir selbst -Menschen eben.

Himmelfahrt

M.M. hats gefunden -das Licht am Ende des Tunnels. Vielen Dank für das Fundobjekt der Saison!

Herbstlicht_08

Es fängt schon an. Dieses modrig, diesige. Die Kastanie in der Jackentasche ist auch schon ein bißchen angeschrumpelt.

Kinderkirmes

Eines der wichtigsten Ereignisse bei mir zu Hause ist die Kirmes. Beinahe jeder hat hier schon mal mitgemacht. Dabei geht es tatsächlich um mehr als ausufernde Trinkgelage. Es geht um Freundschaften, Gemeinschaft, Verlass, Regeln, Geselligkeit, Wurzeln, Vertrauen, Heimat, Jugend, Traditionen, unanständige Lieder und Trinksprüche, sehr viel Spaß und sehr viel gemeinsam erlebte Geschichten. Inzwischen gibt es sowas auch in jugendfrei. Das Video zeigt den Einmarsch der Berkschen Kinderkirmes ins Festzelt.

Regen Regen Regen_02

Die verfrühte Panik, es würde nun bis zum Mai durchregnen hat sich trotz Katastrophenalarm in Thüringen nicht bestätigt. Stattdessen pfützige Auen im Herbstlicht und grünglimmendes Getöse an den Wehren. Die Sonne baumelt an einem veilchenblauen Himmel, gleich nebenan ein Zweidrittelmond. Das ist grade nochmal gutgegangen.