Kaum klage ich über den Mangel an Hauptfreuden im Leben, verschaffe ich mir schon eine.
Das liegt vor allem daran, dass ich das große Glück hatte, dass ausgerechnet das Leopoldmuseum des Museumsquartiers in Wien am Montag geöffnet hat. Jeder weiß, dass Museen am Montag geschlossen sind. Das ist fast überall in der westlichen Welt so und oftmals ein Drama. Jedenfalls konnte ich dank der Widerborstigkeit der besagten Institution letzten Montag die Klimt-Schiele-Ausstellung besuchen. Nur wenn man schon mal erlebt hat, leibhaftig vor den Werken oder dem Menschen zu stehen, dessen Arbeit oder Sein einen berührt oder geprägt hat, kann man nachvollziehen, in welchem Glücksrausch ich durch die Ausstellungsräume schwebte, von Bild zu Bild schritt, mich davor setzte, mich wunderte oder wissend nickte. Meistens lächelte ich. Nicht wegen meinem Glück, seine Bilder im Original vor mir zu haben, sondern weil man seinen Bildern ansieht, dass er noch ein Junge war, ein Wildfang, jemand mit den Träumen und Ängsten, die man hat, wenn das Leben gerade beginnt. Diese überschäumende Leidenschaft hat er eingefroren. In seinen Bildern und indem er schon mit 28 Jahren gestorben ist.
Verliebt habe ich mich in eines seiner Hauptmotive. Die Umarmung. Das muss vor etwa 12 Jahren in Krumau gewesen sein. Wir waren während einer Klassenfahrt in diesem kleinen mittelalterlichen Städtchen in Tschechien. Eine Freundin zerrte mich in eine winzige Ausstellung dieses schrecklichen Künstlers, dessen Skizzen und Zeichnungen anzüglich und pervers waren. Ich war entsetzt und fasziniert. Damals war ich noch ein großer Dali-Fan und habe mir lieber etwas von ihm gekauft, aber vergessen habe ich diesen Schiele nie.Es gibt Umarmungen, die man nie vergisst. Es gibt wohl kaum etwas tröstenderes.
Ich meine, das in Schieles Umarmungen zu sehen. Er stellt sie als Symbol der Verbindung zwischen Freunden dar, zwischen Mutter und Kind und zwischen Liebenden.
Ein Selbstportait vom ihm erinnert mich sehr an die Darstellung des Kleinen Prinzen von Sant Exupery. Ich glaube, er war auch so einer.
1 comment:
ich habe gestern vergessen, dir was zu erzählen: die person sitzt wieder am fenster und arbeitet - als ich vor einer wochen vom bahnhof wieder gekommen bin, saß sie schon da, und sie hat sich seitdem nicht mehr bewegt.
wenn das nicht alles andere als abernaja ist, dann weiß ich auch nicht weiter ...
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