Welcome to a world full of sun spots! It's about Love, Life, Fairy Tales, Useless Things and a little bit philosophical Thoughts. And 2009 it's a lot about Sydney and Australia.
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please in english". Find out that life is really a box of chocolates!

Saturday, May 5, 2007

Der kahle Berg und der Vogel

Es gab da einen Berg, der völlig kahl war. Kein Zweiglein wuchs auf ihm und kein Tier bewohnte ihn. Das machte den Berg sehr traurig, denn er war ganz allein.
Doch eines Tages kam ein kleiner Vogel zu dem kahlen Berg und setzte sich auf ihn, um sich auszuruhen. Dieser Besuch machte den Berg überglücklich. Er freute sich so sehr und wusste nun, wie es sich anfühlt, glücklich zu sein. Doch schon sehr bald erhob sich der kleine Vogel wieder und flog weg. Der Berg erschrak nun über die Traurigkeit, die über ihn hereinbrach. Die anschließende Einsamkeit war fast unerträglich. Der Berg wünschte nichts sehnlicher, als das der Vogel zurückkäme. Und wirklich kehrte der kleine Vogel im nächsten Jahr wieder. Er setzte sich auf den kahlen Berg. Nur für kurze Zeit, nur um ein wenig auszuruhen und um dann seinen Weg erfrischt fortzusetzen. Der Berg freute sich so sehr über das Wiedersehen mit dem kleinen Vogel und ward nach so langer Einsamkeit und Trauer über den Verlust endlich wieder glücklich. Doch schon erhob sich der Vogel in die Lüfte. Der Berg rief ihn entsetzt an, er möge bei ihm bleiben, er habe ihn so glücklich gemacht, er könne einen weiteren Fall in die Einsamkeit nicht ertragen. Er flehte ihn an. Doch der Vogel flog davon.
Eine unstillbare Sehnsucht erfasste den Berg. Er war so traurig und voll unsagbarer Hoffnungslosigkeit und Leere. So weinte der Berg. Der Vogel indes war schon zu weit weg, um den kahlen traurigen Berg zu hören.
Doch nach einem Jahr kam der Vogel wieder. Für den Berg war dies ein Wiedererwachen ins Leben und diesmal sprach er den Vogel an und erzählte davon, wie sehr er sich freue, ihn wieder zu sehen. Doch der kleine Vogel erhob sich auch diesmal und der Berg flehte ihn an, zu bleiben. Der Vogel antwortete, dass dies nicht ginge, da es doch keinen Schutz und keine Nahrung auf dem Berg gebe. Und da nun der Berg anfing ganz jämmerlich zu weinen, weil ihm zumute war, als stürbe er, sagte der Vogel, um ihn zu trösten: Ich kann zwar nicht bei dir bleiben, aber ich werde jedes Jahr wiederkommen und auch meine Kinder und Kindeskinder werden dich Jahr für Jahr besuchen. Dann flog der kleine Vogel davon.
Und wirklich viele Jahre und Jahrzehnte besuchte ein kleiner Vogel den kahlen Berg, um sich auszuruhen und dann wieder seiner Wege zu gehen. Nachdem sein Flehen, der kleine Vogel möge bei ihm bleiben, nie erhört wurde, zerriss den Berg in eine so unstillbare Sehnsucht, so dass ihm nach Sterben war. Und so ging es nun Jahr für Jahr.
Da verfiel der kahle Berg in eine Lethargie, die es ihm unmöglich machte, noch irgendetwas zu fühlen. Er spürte die Sonne nicht mehr, und nicht mehr, wenn es regnete oder sich eine zarte Schicht sanfter Schneeflocken auf ihn niedersenkte. Der Vogel kehrte jedes Jahr wieder, doch der arme Berg bemerkte es nicht mehr. So bemerkte er auch nicht, dass der Vogel im nächsten Jahr etwas mitbrachte. Es war ein Samenkorn, um den traurigen kahlen Berg zu erfreuen. Fortan brachten er und seine Kindeskinder jedes Jahr ein Samenkorn mit. Eines Tages fühlte der Berg einen Schmerz, den er nicht kannte. Eine kleine Wunde aus der ein Keim, seine Erde durchbrach. Doch aus seiner Lethargie erwachte der arme Berg nicht. Schon sehr bald sprossen Blumen, Gras und Zweige auf dem Berg. Und als alles schon grün war, erwachte der Berg und ward sehr verwundert. Doch seine alles verzehrende Sehnsucht und die Traurigkeit hielten an.Sie hielten an, bis der kleine Vogel sich wieder auf dem Berg setzte. Den Berg erfasste eine tiefe Freude, doch gleichzeitig war er schon traurig, weil sich der kleine Vogel bald wieder davon machen würde. Wieder flehte der Berg den kleinen Vogel an, nicht wegzufliegen. Doch er hatte keine Hoffnung und kehrte schon wieder ganz in sich selbst zurück. Aber dieses Mal blieb der Vogel. Der Berg war inzwischen so Grün und der Vogel baute im Geäst der Sträucher ein Nest. Er und seine Familie lebten nun für immer auf dem Berg, dessen Glück fortan endlich andauerte.
(Mir wurde diese Geschichte kürzlich erzählt. Ich hoffe, das Nacherzählen ist mir geglückt. Ich habe keine Ahnung, woher sie stammt)

6 comments:

Kosmonaut said...

Schöne Geschichte.
Man muss sich fragen, ob die ganz wenigen Momente des Glücks die viele unglückliche Zeit aufwiegen.
Und dass die Vögel irgenwann anfangen, Samenkörner zu bringen, ist wohl eher die Ausnahme.
Eigentlich eine zutiefst deprimierende Geschichte, die danach schreit, nie Vögel auf seinem Rücken sitzen zu lassen.
Das Happy-End überzeugt mich irgendwie nicht, da das ganze Leben des Bergs fast durchgängig unglücklich war.

SOe said...

Schöne Geschichte. Ich möchte kein Berg sein, der darauf warten muss, dass das Glück in kleinen Stückchen zu ihm getragen wird. Schön, wenn man sein Glück selbst in die Hand nehmen kann. Aber andererseits zeigt diese Geschichte auch, dass man nicht immer merkt, wenn einem kleine Glückssamen ins Leben gelegt werden, die zu großem Glück heranwachsen können.
Eigentlich die wahre Liebe, der Vogel hat den Berg nicht aufgegeben. Na ja, wollen wir mal nicht so tiefsinnig werden.
Schöne und traurige Geschichte.

sunSAYler said...

auch ich war überrascht über das happy end der geschichte und argwöhnisch, ob dies der tatsächliche ausgang ist. das die glücklichen momente im leben winzig sind, muss wohl so sein. schade nur, dass sich der berg dieser momente nicht lange erfreuen kann. die vielzahl der momente trägt aber tatsächlich zum reichtum des lebens bei. man müsste sich dessen bewusst und fähig sein, das wünschen zu unterlassen.

Anonymous said...

Das happy-end ist wohl eher Nebensache. Nicht die Dauer oder Häufigkeit der Momente sind doch hier entscheidend, sondern ob man überhaupt fähig ist, tiefes Glück in Kleinigkeiten zu empfinden. Dass der Vogel überhaupt wiederkehrt - das ist es. Finde ich jedenfalls. Auch wenn mir der menschliche Zug des Berges - diese abgrundtiefe, alles abtötende Hoffnungslosigkeit - nur allzu vertraut ist. Ich muss da an Seth in "Stadt der Engel" denken, der jederzeit wieder alles aufgeben würde - incl. der Unsterblichkeit - für nur einen Kuss von ihr, auch wenn er gewusst hätte, dass sie dann stirbt. Es hilft ja nichts, man kann nur überleben, indem man diesen Glücksmoment ganz tief in sich aufbewahrt und ihn ähnlich einer Ex-Box immer mal hervorholt.

sunSAYler said...

na ich weiß nicht. ursprünglich hat man ja mal eine andauernde zufriedenheit angestrebt. vielleicht sollte man dahin wieder zurück. betrachtet man die menschen, die glücklich sind, genauer, hat das nicht viel mit intensiven kicks zu tun. der berg hat dadurch ne menge zeit verloren, aber er ist ja unsterblich.

Anonymous said...

Ja, aber ...
Klar möchte jeder eine andauernde Zufriedenheit, aber wenn das Glück doch nun mal wie ein Vogel ist - Du kannst ihn weder zwingen, zu Dir zu kommen noch zu bleiben. Dann bleibt nur noch: zu genießen, wenn er da ist. Vielleicht sind die Dauerglücklichen die, die mit weniger zufrieden sind?