Als der Mond längst die Sonne überholt hat und sie gerade mit einem knatternden Ploppen hinter den Weltberg plumpste, gewahr ich ein Geräusch. Nächtliche Stimmen flüsternd im Plauderton. Durch das Säuseln und Aneinanderrascheln der Halme, ob Gras oder Schilf vermag ich nicht zu sagen, und dem Patschen der kleinen Tautropfen, die durch das nächtliche Spiel der Käferchen auseinanderstoben, war das Gespräch kaum hörbar. Ich strengte mich an, und die Dunkelheit half mir dabei, und lauschte.
„Frau Gut,“ sagte eine gedämpfte Stimme. Es schien erst, als klänge sie aufgebracht. Doch die Worte flossen bedächtig am Boden zwischen den Halmen entlang. „wenn es nun tatsächlich so ist, dass Wahrheit gleich Wahrnehmung ist, dann ist es auch nur eine Wahrnehmung, in die wir uns verlieben…“
„Ja aber dann hat es herzlich wenig mit einem selbst zu tun“ unterbrach ihn Frau Gut mit leicht übergeschlagendem Tonfall, „wenn sich jemand in uns verliebt. Und ebensowenig mit demjenigen, in den wir uns verlieben. Aber ich stimme ihnen zu, Herr Schön. Ich stimme ihnen zu.“
„Ja am meisten hat es mit demjenigen zu tun, der sich verliebt“, murmelte Herr Schön.
Nach einer ganzen Weile grüblerischen Schweigens meinte Frau Gut: „Dann kann man also gar nichts machen, damit sich jemand in einen verliebt.“
„Nein aber“, entgegnete Herr Schön „es nimmt einem auch eine ziemliche Last ab. Schließlich hat sogar die eigene Wahrnehmung meist recht wenig mit dem zu tun, wer man wirklich ist. Meist hat es viel mehr damit zu tun, wer man sein will.“ Er richtete sich gerade auf und erstmals war er als ein dunkler Schatten am flachen Horizont erkennbar und fuhr fort. Er war lauter geworden: „Wenn man es so sieht, ist es nur natürlich, dass man wenig dagegen ausrichten kann, wie einen der andere wahrnimmt. Es hat wenig mit der eigenen Wahrnehmung zu tun.“
Wieder nach einer langen Pause, der Nachtkönig hatte inzwischen seinen purblauen Mantel gänzlich über die schlafende Landschaft gelegt, erwiderte Frau Gut: „In wen wir uns verlieben, hat dann viel mehr mit uns selbst zu tun, als man gemeinhin denkt. Und wenn man verliebt ist, vergisst man das völlig.“
Viel später erfuhr ich, dass die Knisknaddelfreunde Herr Schön und Frau Gut im Traum einer grau bemalten Elefantenkuh begegnet sind. Sie hat ihnen von einer merkwürdigen Seite namens SUNFLECKR erzählt und sich besonders übers den Eintrag „Knowledge Frame“ erstaunt.
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