Welcome to a world full of sun spots! It's about Love, Life, Fairy Tales, Useless Things and a little bit philosophical Thoughts. And 2009 it's a lot about Sydney and Australia.
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Friday, August 25, 2017

Als meine Omi Teenager war, wurde sie eingezogen_2. Teil


"Ich hab noch einen Koffer in Berlin. Bei Familie Straube."

Meine Omi kam zu einer FLAG-Gruppe, die für einen Scheinwerfer verantwortlich war. Der sollte feindliche Flieger anstrahlen. Das war ganz nah bei Berlin. Hinter Berlin. Im Grünen. Dort gab es auch Tieffliegerangriffe. Dann gings in den Keller. Nur einmal, meinte meine Omi, hatte sie richtig Angst. Das war bei so einem Angriff.
Dann kam der Befehl, den Scheinwerfer zu zerstören. Das war im Februar 1945. Der Befehl ging an den Unteroffizier, der bei den Mädchen war. Dem Befehl beigefügt waren 3 Packungen Dynamit. Eine für den Scheinwerfer, eine für die Kontrolleinrichtung und eine für die Maschinen, die den Scheinwerfer mit Strom versorgten. Es gab auch eine Gebrauchsanweisung. Alle in Deckung! Man wartete gespannt. Der Scheinwerfer war nur teilweise zerstört. Am Boden lagen Klumpen von dickem Glas. Nur das Nötigste einpacken und nichts wie weg. Omi steckte einen Glasklumpen ein. Zur Erinnerung. Sie behielt ihn aber nicht lange.
Berlin war die erste zerstörte Stadt, die sie zu Gesicht bekam. Es war beängstigend, eindrucksvoll, nicht zu beschreiben. Ein Aufruhr, ein Chaos. Alles ging drunter und drüber. Man musste weg. Alle mussten weg.
Sie hat einen riesigen Zug von KZ-Leuten gesehen. Weibliche SS. Schwarze Uniformen.
Als die Maiden auf Jungs vom männlichen Arbeitsdienst stießen, erfuhren sie, dass sich der Arbeitsdienst in Wismar sammelte. Vorwärts kam man zu Fuß oder sprang auf Güterzüge auf. Man sah immer zu, wo man was zu essen bekam.
Von Wismar ging es nach Schleswig-Holstein, nahe Flensburg. Das war nicht schlecht. Es gab viel zu essen. Das Meer. Schöne Tage.

Jeden Abend hörte man die Nachrichten. Dann die Nachricht, der Führer ist im Kampf um Berlin gefallen. Das war noch im Lager. Etliche der Führungsliga haben sich sofort umgebracht, erzählt meine Omi. Man riß sich die Banner von der Arbeitsdienstkleidung und kratzte akribisch das Hakenkreuz ab. Hier konnte man nicht bleiben. Nicht in einer so großen organisierten Einheit. Die Arbeitsdienstführerin organisierte, dass die Mädchen auf Bauernhöfen unterkamen. Da waren Ursel, Inge und Ilse, meine Omi, schon unzertrennlich. Sie kamen in benachbarten Höfen unter. Als Wegzehrung dorthin bekam jede eine Notration Kekse, süßen Tee, Schokolade mit der Anweisung, dies für den absoluten Notfall aufzubewahren. Meine Omi schnurpste sofort alles auf.
Auf den Höfen lernte Omi das Melken. Am Anfang war das nicht leicht und die Hände schmerzten fürchterlich.
Außerdem erinnert sie sich, dass irgendwann ihr Kamm nix mehr war, als der letzte Zinken abgebrochen ist. Jemand schenkte ihr einen Metallkamm. Schlimm war auch die Schnürsenkelsituation. Die Senkel waren längst durch. Ohne konnte man in den Stiefeln nicht laufen. Dann  drehte man sich Schnürsenkel aus Papier. Immer wieder und wieder, weil die beim ersten Regen hinüber waren.
So verging die Zeit. Doch irgendwann wollten die Mäderchen heim. Da hielt sie nichts mehr. Drei Arbeitsdienstmaiden mit wenig Gepäck. Nalos! Es hieß, ab Lübeck gibt es Transporte.Güterzüge. Aber nur in den Westen. In die Ostzone zu kommen war unmöglich.
[weiter geht's mit Teil 3]


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