Welcome to a world full of sun spots! It's about Love, Life, Fairy Tales, Useless Things and a little bit philosophical Thoughts. And 2009 it's a lot about Sydney and Australia.
PS: Here are also some english posts with the label "
please in english". Find out that life is really a box of chocolates!

Thursday, August 24, 2017

Als meine Omi Teenager war, wurde sie eingezogen_1. Teil


Die Kriegsgeschichten, die meine Omi erzählte, waren mir von Kindesbeinen an vertraut. Sie erzählte offenherzig, aber nie dramatisch. Meine Omi war ein Bauchmensch. Ihre Art der Erzählung macht ihr Erleben von damals klar und ist ohne nachträgliche Bewertung der Epoche mit all ihren Ausmaßen und Auswirkungen. Sie erzählte aus der Sicht eines Teenagers, der aus Abenteuerlust der Einberufung zum Arbeitsdienst folgte. Sie ist in der Kleinstadt Berka/ Werra geboren und aufgewachsen. Direkt an der späteren Deutsch-Deutschen Grenze zwischen Thüringen und Hessen, was nach dem Krieg die Grenze zweier Besatzungzonen war.


Omi war 14 als der Krieg ausbrach. Von einem Tag auf den anderen waren die Läden leer. Später bezahlte man mit Marken statt mit Mark. Noch später gab es in der Kleinstadt keine Männer mehr. Viele sind nicht mehr heimgekehrt. Es gab Familien, die hatten 4...5 Söhne und alle sind gefallen. Nach Berka kamen etliche Evakuierte. Die kamen mit einem Karton unterm Arm. Mehr hatten die nicht. Es kamen Kinder aus der Stadt. Sogar aus Berlin, die in den Familien untergebracht wurden. Kinderlandverschickung wurde das genannt. Es gab jahrelang keinen Zucker. Auch in den Nachkriegsjahren nicht. Praktisch nicht Süßes. Als mein Großvater aus der griechischen Gefangenschaft mal ein Päckchen mit Rosinen drin schickte, war das eine Rarität. Und die Russen haben '45 ihren Dackel Lumpi überfahren, als sie mit ihren Panzern durch Berka rollten. Sowas hat sie erzählt. Als sie dann über 80 war, hat sie mehr erzählt. Detaillierter. Das hab ich dann aufgeschrieben.

Am 10. Juli 1944 zog meine Omi in den Krieg. Genauer zum Arbeitsdienst. Sie war 19 und das einzige Kind meiner Uroma. Meine Uroma war außer sich und bat um Hilfe. Bäumler hätte gegen die Einberufung was machen können, aber Omi wollte los.
Nach Westpreußen. Irgendwo bei Danzig.
Wegen der Fliegerangriffe brachte sie ihr Papa bis hin. Es gab schon länger keinen Fliegeralarm mehr, doch schon in Eisenach war wieder einer.
Im Arbeitsdienstlager angekommen, waren in den ersten 4 Wochen nur Arbeiten im Lager zu verrichten. Dann bekam sie Außendiensteinsätze. Zur Kartoffelernte auf Bauernhöfen, oder um Stellungen zu graben. Man wurde dahin gefahren, erzählte sie, und bekam eine Schaufel in die Hand. Die Versorgung war schlecht. Die Front konnte man schon hören. Was so richtig los war, erfuhr man nicht. Auch nicht, als es hieß, dass die meisten Mädchen abkommandiert werden. Nur einige sollten dableiben. Meine Omi auch. Aber sie wollte nicht.
Wenn man sich abends, wenn alle in ihren Kojen lagen, über die Dinge unterhielt, die vor sich gingen, war man sich einig, dass es hier zu gefährlich wird. Es war inzwischen September. Heute weiß man, das die deutsche Niederlage zu diesem Zeitpunkt bereits unausweichlich war.
Omi kam, wahrscheinlich weil sie sich weigerte, zur FLAG. Fliegerabwehr. Andere kamen in den Straßenbahn- oder Eisenbahndienst. Es gab ja keine Männer mehr, kommentierte sie.
[weiter gehts mit Teil 2]

No comments: