Fast wäre ich nach China gefahren. Obwohl es mir eine heiden Angst eingejagt hatte, allein dorthin zu reisen und es mir zeitlich überhaupt nicht in den Kram passte und ich mir noch überlegte, ob ich hätte noch ein wenig heftiger dagegen revoltieren sollen (ich wurde nämlich geschickt), besorgte ich mir noch am selben Tag einen Reiseführer, eine China-Doku-DVD und den China-Reisetagebuch-Bestseller "Allein unter 1,3 Milliarden." und las die Artikel über Wuhan und Han-Chinesen bei wikipedia.
Wuhan - die Stadt, in die ich reisen sollte, ist eine 5Millionen-Metropole, von der meines Wissens noch nicht allzu viele Leute hier gehört haben. Es gibt darüber noch nicht mal einen deutschen Reisefüher. Sie liegt von allen Richtungen aus gesehen ziemlich in der Mitte von China, 1300 km von Peking entfernt, an dem gegantischen Gewässer Jangsekiang. Die Universität dort ist im wahrsten Sinne altehrwürdig und eine der renommiertesten der Volksrepublik.
Als ich in dem Reisetagebuchbestseller von der größten Stadt der Welt -der 30Millionenstadt Chongqing las und dachte: "Nie gehört" durchfuhr mich die Erkenntnis einer totalitären Unkenntnis über eine gesamte Nation, obwohl ich, und das ist das Schlimme, 4 Jahre Tür an Tür mit einer Chinesin gearbeitet habe, mit ihr Sachen in Algenblätter gerollt habe und heiße Litschies probierte, die wie Kuhaugen in einer Wassersuppe schwammen und sie habe sagen hören, dass ganz Deutschland so viel schönen grünen Wald hätte und warum die Thüringer mit den Franken oder Schwaben darüber wetteiferten, welcher empfehlenswerter ist. Ein halbes Jahr habe ich mit einem Chinesen Rücken an Rücken in einem Büro gesessen und auch einige Gespräche mit ihm bei wirklich verboten giftig schmeckenden chinesischen Zigaretten geführt.
Ich habe vor langer Zeit "Die kleine chinesische Schneiderin" gelesen und bei irgendeiner Gelegenheit Versuche angestellt, hinter die dynastische Geschichte Chinas zu kommen, und doch weiß ich einfach nichts über so ein riesengroßes Land. Wie konnte einem das nur durch die Lappen gehen?
Aach doch, jetzt da ich mich so echauffiere und mein Schamgefühl in die Welt hinausplautze, fällt mir doch was ein:
- Chinesen ist Weihnachten piepegal. es gibt im Januar oder Februar ein 4tägiges Neujahrsfest, an dem dann der Affe zur Schlange wechselt oder so. dafür nehmen angeblich alle Chinesen Urlaub.
- Die Zurückhaltung und das immer freundliche Lächeln erklärt sich mir inzwischen so: Herr Song, mein Lebensabschnittsarbeitskollege, sagte mal zu mir: "immer 3 Mal denken, bevor man spricht". Ich habe tatsächlich nie etwas Unbedachtes von ihm oder Frau Zhao gehört. Es ist nicht nur weise, sonders auch strategisch sehr klug, sich nicht so sehr durch laut hervorgebrachte Argumente ablenken zu lassen. Man kann besser sondieren, wo und wann man Worte und Handlungen passend platziert,um so sein von vornherein nie aus den Augen gelassenes Ziel zu erreichen. So kommt es nicht zu groß angelegter Manipulation, wie in den westlichen Gefilden, sondern zu einem ausgereiften Gefühl für gutes Timing und Einfühlungsvermögen. Tatsächlich vertraute mir Frau Zhao mal an, dass sie sich wundert, dass wir bei all dem Lärm, den wir im Miteinander veranstalten, überhaupt etwas vom anderen mitbekommen. Die Komunikation unter Chinesen sei auch sehr kompliziert und komplex und viele Sitten müssten beachtet werden, aber man lauscht und beobachtet während man selbst still ist und äußerlich freundlich. Der Westler würde niemals mitbekommen, dass sich die Mimik des Gegenüber einen Hauch verändert hat und somit sein Ungemach verrät, während sie es himmelschreiend auffällig fände.
Aber ich werde nicht nach Wuhan fahren müssen. Doch nun habe ich schon mal einen Reiseführer...
Welcome to a world full of sun spots! It's about Love, Life, Fairy Tales, Useless Things and a little bit philosophical Thoughts. And 2009 it's a lot about Sydney and Australia.
PS: Here are also some english posts with the label "please in english". Find out that life is really a box of chocolates!
1 comment:
China!
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