Er machte eine komische Bewegung. Wahrscheinlich vor Verlegenheit. Frau Gut bekam davon scheinbar nichts mit. Sie schien mit ihren Schultern und Gedanken eingesunken. Herr Schön dagegen straffte sich und entzog der blinzelnden Sonne vollends den Blick auf das Häuflein Elend neben ihm. Doch nachdem er schon zu einer ausladenden Geste ausgeholt hatte, milderte sich plötzlich sein Gesichtsausdruck und er tätschelte ihr die Schulter. Er konnte sich nicht überwinden, sie dazu einzuladen, ein Stückchen zu gehen, drehte sie beide aber weg von den schwatzenden Grüppchen, die hier und da wie auf dem Pausenhof herumstanden.
„Frau Schön“, sagte er melodisch, wobei der letzte Ton nur noch eine Brummen war. „Was sie da erzählen, handelt von Verliebtsein, aber doch nicht von Liebe.“ Schon hatte er sie losgelassen und befand sich sichtlich in seinem Element. Frau Gut prüfte, wie tief es ihre Gummisohle in den festen Sandboden schaffte. Ab und zu flog ihr ein kleines Steinchen auf den anderen Schuh, der bereits ganz staubig war. „Die Liebe“, triumphierte Herr Schön, „hat einen tiefen Sinn!“ Er warf ihr einen kurzen Blick zu, der sogleich beim Anblick ihres Herumscharrens einen abschätzigen Ausdruck annahm. Einen Moment lang gewann ich den Eindruck, er wolle sie schubsen. Er wandte jedoch das Gesicht den Wolken hinter ihr zu und fuhr fort. „Ja, sie hat einen Sinn! Wenn man liebt, dann bedeutet das Nähe zur eigenen Seele!“ Sie horchte auf. „Fast ist es so, als suchten und bräuchten wir deshalb jemanden, den wir lieben können, um mehr über uns selbst herauszufinden. Vielleicht benutzen wir die, die wir lieben nur, um unsere eigenen verborgenen Kräfte, unsere unsichtbaren Fähigkeiten auszuprobieren, so dass wir eine bessere Definition unseres Selbst finden.“
„Frau Schön“, sagte er melodisch, wobei der letzte Ton nur noch eine Brummen war. „Was sie da erzählen, handelt von Verliebtsein, aber doch nicht von Liebe.“ Schon hatte er sie losgelassen und befand sich sichtlich in seinem Element. Frau Gut prüfte, wie tief es ihre Gummisohle in den festen Sandboden schaffte. Ab und zu flog ihr ein kleines Steinchen auf den anderen Schuh, der bereits ganz staubig war. „Die Liebe“, triumphierte Herr Schön, „hat einen tiefen Sinn!“ Er warf ihr einen kurzen Blick zu, der sogleich beim Anblick ihres Herumscharrens einen abschätzigen Ausdruck annahm. Einen Moment lang gewann ich den Eindruck, er wolle sie schubsen. Er wandte jedoch das Gesicht den Wolken hinter ihr zu und fuhr fort. „Ja, sie hat einen Sinn! Wenn man liebt, dann bedeutet das Nähe zur eigenen Seele!“ Sie horchte auf. „Fast ist es so, als suchten und bräuchten wir deshalb jemanden, den wir lieben können, um mehr über uns selbst herauszufinden. Vielleicht benutzen wir die, die wir lieben nur, um unsere eigenen verborgenen Kräfte, unsere unsichtbaren Fähigkeiten auszuprobieren, so dass wir eine bessere Definition unseres Selbst finden.“
ENDE
...Man möge meinen, dass der Ausspruch, Liebende seien die egoistischsten Menschen, aus dieser Perspektive eine völlig neue Bedeutung annimmt. [A.d.A]
2 comments:
"Die Liebe läßt uns über uns selbst hinauswachsen." - so oder so ähnlich
in wahrheit wachsen wir gar nicht "über uns hinaus". das, um das wir uns "vergrößern", ist nur eine erweiterte wahrnehmung von uns selbst, also von dem, was wir schon immer waren. demnach sind wir immer größer, als wir denken.
(man stelle sich vor, was wir alles anstellen könnten, wäre uns das in größerem maße bewusst :-) )
Post a Comment