Welcome to a world full of sun spots! It's about Love, Life, Fairy Tales, Useless Things and a little bit philosophical Thoughts. And 2009 it's a lot about Sydney and Australia.
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Monday, March 23, 2009

Schön und Gut III Teil 1


Mit jedem Schlag, den die alten Schienen mit schlecht ineinander übergehenden Stößen verursachten, ruckelte der Wagon heftig und mit ihm die Passagiere. Und im Takt der Schläge und des Ruckens zuckten die Lichter des Tunnels durch die Fenster. Sie kamen kaum gegen die verdreckten Scheiben an. Das Abteil war nicht so voll. Obwohl hier und da noch ein einzelner Sitzplatz frei gewesen wäre, zog ich es vor, zu stehen. Ich genoss es beinahe, hin und hergeschaukelt zu werden. Das Handgelenk in einer der Schlaufen, die für die meisten Leute zu weit oben hängen. Ich ärgerte mich ein wenig, dass dieser Rhythmus durch die Stimme eines vietnamesisch aussehenden, jungen Spundes auf enervierende Weise durchschnitten wurde. Es war, als folge er einem anderen Rhythmus, der für mich allerdings zu fremd war. Er trug sein Haar in der Mitte hochgestylt, wie es jetzt mode ist. Ich besah ihn, oder besser seinen Haarschnitt, genauer. Nach einer Weile bemerkte ich, dass ich in Wahrheit gar nicht ihn wahrnahm. Ich blickte durch ihn hindurch und die Gedanken waren längst abgeschweift. Durch das gleichmäßige Klopfen und Flackern war ich in eine Art Trance geraten, ohne benennen zu können, was mich wirklich beschäftigte.

Jetzt erinnerte ich mich an ein Gespräch, das so nie stattgefunden hat. Es ging um einen Streit. Automatisch huschte mir ein Grinsen übers Gesicht. Er würde es niemals als einen Streit bezeichnen. Im Grunde hatte Herr Schön viel Gutes, ja Gutherziges an sich. Er verabscheute den Gedanken, streitsüchtig oder dominant oder impulsiv zu sein. Am liebsten sah er sich als analytischen, objektiven, kühlen Geist, der etwas sehr wichtiges mitzuteilen hatte. Das er die Anwesenden dabei in Grund und Boden diskutierte, ihre Argumente niederschmetterte, sie vor den Kopf schlug und als besserwisserisch, ja überheblich wahrgenommen wurde, war ihm nicht klar. Er suchte sich aber auch immer Themen aus, die von vorn herein auf leidenschaftliche Empörung stoßen mussten. Es war, als sähe er die menschlichen Schwächen, die kleinen Lügen und Verdrehungen des Alltags und des täglichen Umgangs und das Zurechtrücken von Auffassungen und Wahrheiten ganz klar vor sich. So als stieße er mit seinem Blick mit schwindelerregender Präzision direkt auf einen wunden Punkt.

Deshalb ging man ihm gewöhnlich aus dem Weg. Jedenfalls dachte ich das. Er machte immer einen verlorenen Eindruck und war meist allein unterwegs. Die einzige, die ihm standhielt und bei ihm blieb und bei dem, was er zu sagen hatte, war Frau Gut. Mir war nicht ganz klar, was er an ihr fand. Ich war aber überzeugt, dass es nicht daran lag, dass sie die einzige war, die an ihm festhielt und auch nicht ihre offene Hochachtung vor ihm. Ich glaube, ihn berührte ihr Mitgefühl. Vielleicht auch ihre stoische Geduld. Wahrscheinlich war auch ein Grund, dass er immer die Möglichkeit hatte, zu ihr durchzudringen. Er fand seine Worte gut bei ihr aufgehoben. Eine schöne Art von Sicherheit, wie ich finde. Er nahm ihr das häufige Lächeln, das immer ihre Lippen umspielte, wenn er sich in Rage redete, aus irgendeinem Grund nicht krumm.Warum ich mich gerade jetzt an diese eine Begebenheit erinnere, ist mir schleierhaft. Warum es wichtig ist, zu wissen, wozu die Liebe gut ist, ebenfalls. Sei es drum.

Sie kam mit einer zusammengerollerten Zeitschrift in der Hand auf ihn zu und meinte, sie hätte jetzt einiges kapiert. ...

Fortsetzung folgt.

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